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Mangel an Medizinischen Fachangestellten - Gefahr für Krebs-Prävention in Deutschland?

15.07.2024 12:19
Vorsorge-Darmspiegelungen sind nur mit Assistenz von Medizinischen Fachangestellten (MFA) möglich. Diese Fachkräfte sind aber zunehmend schwerer für Praxen zu bekommen. Die Felix Burda Stiftung hat daher gemeinsam mit sechs Unterstützern ein Gesamtkonzept zur Bekämpfung des MFA-Fachkräftemangels aufgestellt. Vier Forderungen an die Politik sollen MFA im Beruf halten und neue MFA gewinnen.

Vorsorge-Darmspiegelungen sind nur mit Assistenz von Medizinischen Fachangestellten (MFA) möglich. Diese Fachkräfte sind aber zunehmend schwerer für Praxen zu bekommen. Die Felix Burda Stiftung hat daher gemeinsam mit sechs Unterstützern ein Gesamtkonzept zur Bekämpfung des MFA-Fachkräftemangels aufgestellt.

Vier Forderungen an die Politik sollen MFA im Beruf halten und neue MFA gewinnen. Der Fachkräftemangel ist in Deutschland allgegenwärtig. Im deutschen Gesundheitssystem allerdings ist der Mangel bald körperlich spürbar. Denn hier fehlt es besonders an der Berufsgruppe der Medizinischen Fachangestellten, kurz MFA. Sie sind meist die erste Anlaufstelle in der Praxis. MFA informieren Patienten, sorgen unter anderem für Hygienemaßnahmen und Dokumentation. Aber vor allem assistieren sie bei Untersuchungen. Die Durchführung einer Vorsorge-Darmspiegelung beispielsweise ist ohne die Assistenz einer MFA gar nicht möglich. Als Konsequenz des akuten MFA-Mangels droht nun eine ernsthafte Versorgungslücke. Denn die Nachfrage nach Früherkennungskoloskopien wird allein aufgrund der zu erwartenden demographischen Entwicklung steigen. Ja, sogar steigen müssen, um die jährlichen Neuerkrankungen an Darmkrebs selbst auf dem bisherigen Niveau zu halten. Dies belegt eine Modellierungsstudie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ).

Positionspapier „MFA? Keine da!“ zeigt Lösungsansätze.

Gemeinsam mit Dr. med. Ulrich Tappe, 1. Vorsitzender des Berufsverbandes der Niedergelassenen Gastroenterologen in Deutschland e.V. (bng), Hannelore König, Präsidentin des Verbandes für medizinische Fachberufe e.V. (vmf), Dr. Petra Lynen Jansen, Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen e.V. (DGVS), Dr. Berndt Birkner, Präsident des Netzwerk gegen Darmkrebs e.V., sowie den beiden Bundestagsabgeordneten Stephan Pilsinger und Emmi Zeulner (beide CSU) hat die Felix Burda Stiftung ein Positionspapier erarbeitet, das in vier Forderungen einen Ausweg aus der Krise skizziert:

1. Mehr Wertschätzung und besseres Gehalt.
2. Umfassende Novellierung der MFA-Ausbildung auf Bundesebene.
3. Stärkere Kommunikation der Vielseitigkeit des MFA-Berufs.
4. Verbesserung von schulischen Qualifikationen.

MFA dringend gesucht!

Gesundheitspolitik ist gefordert, um Krebsprävention in der Zukunft sicherzustellen. Im Koalitionsvertrag von 2021 wurde festgelegt, dass die Arbeitsbedingungen in Gesundheitsberufen gestärkt werden sollen. Hannelore König, Präsidentin des Verbands medizinischer Fachberufe (vmf) weist darauf hin, dass bislang wenig geschehen ist: „Die Bundesregierung muss endlich handeln, damit die ambulante Versorgung und vor allem die Prävention nicht gefährdet wird.“

Auch Dr. Andreas Beivers, Professor für Gesundheitsökonomie an der Hochschule Fresenius, betont die Versäumnisse der Politik: “Wer die Ambulantisierung vorantreiben möchte, wird an dieser Berufsgruppe nicht vorbeikommen. Sie sind knappe und wichtige Fachkräfte, die gerade auch von Kliniken benötigt werden, um ambulanten Prozessen zum ökonomischen Gelingen zu verhelfen.”

„Droht der gute Trend zur Ambulantisierung zusätzliche MFA aus den Praxen in die Kliniken abzuziehen?“, legt Carsten Frederik Buchert, der als Director Marketing & Communications die Felix Burda Stiftung leitet, den Finger in die Wunde. „Die gesellschaftliche Bedeutung der MFA ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Wer gesund bleiben will und wer die Darmspiegelung zur Prävention von Darmkrebs auch in Zukunft zeitnah in Anspruch nehmen möchte, ist jetzt gefordert, sich für diesen Beruf einzusetzen.“

Das Positionspapier mit den vier Forderungen der Unterzeichner wird unter anderem Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach und politischen Entscheidungsträgern vorgelegt.