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ALM-Kampagne zeigt die Leistungsfähigkeit der Facharztlabore

02.07.2024 16:57
Die Mitgliedslabore im fachärztlichen Berufsverband der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM e.V.) reagierten im Rahmen ihrer Pressekonferenz am 1. Juli 2024 besorgt auf aktuelle politische Initiativen und die Beschlussfassung im Bewertungsausschuss zu einer Laborreform 2025, die im weltweiten Vergleich sehr gute ärztlich verantwortete Versorgung von Patientinnen und Patienten in Deutschland mit Labordiagnostik gefährden würden.

Aktuelle gesundheitspolitische Debatten und geplante Gesetzgebungsverfahren sind nach Einschätzung des Verbandes nicht konsistent patientenzentriert und qualitätsorientiert. Vielmehr seien sie in der Wahrnehmung fast aller Fachverbände eher auf erhöhten staatlichen Einfluss auf die medizinische Versorgung ausgerichtet, einhergehend mit einer Schwächung der etablierten Selbstverwaltung und Aushöhlung des Arztvorbehaltes.

Beispielhaft stünden dafür die laufenden Verfahren um die Regulierung der ambulanten Versorgung und ihrer Versorgungsformen, einschließlich des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) im Rahmen des geplanten Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes (GSVG), sowie das geplante Apothekenreformgesetz (ApoRG) und das geplante Gesunde-Herz-Gesetz (GHG). Zugleich habe der Bewertungsausschuss, zur Finanzierung wichtiger Aspekte wie die Weiterentwicklung der Digitalisierung im Labor und zur Wiederanhebung der Vergütungen des flächendeckenden Probentransportes, die Kernleistungen der fachärztlichen Laborversorgung in Deutschland drastisch abgewertet.

Dr. Michael Müller (erster Vorsitzender des ALM e.V.) betonte, dass etwa 450 medizinische Labore im ambulanten und stationären Versorgungsbereich bundesweit mit einer breiten Trägervielfalt (ca. 70 Prozent als MVZ organisiert, fast 90 Prozent der Ärztinnen und Ärzte im Labor arbeiten in einem Angestelltenverhältnis) die Versorgung der Patientinnen und Patienten in Deutschland gewährleisten. Die niedergelassenen Facharztlabore versorgen dabei, zusätzlich zur ambulanten vertragsärztlichen Tätigkeit, einen Großteil der Krankenhausbetten, sektorenübergreifende Versorgung wird in der Labormedizin seit Jahren gelebt.

Prof. Dr. Jan Kramer (stellvertretender Vorsitzender des ALM e.V., LADR Laborverbund Dr. Kramer & Kollegen) zeigte auf, dass Labordiagnostik für die klinisch tätigen ärztlichen Kolleginnen und Kollegen in der direkten Patientenversorgung unverzichtbar ist bei der Früherkennung, Diagnose und Nachsorge von Erkrankungen sowie für eine zielgerichtete Therapie, Risikostratifizierung und Prävention: "Eine Patientenversorgung ohne Labormedizin ist nicht möglich. Labormedizin ist in allen Phasen des Lebens wichtig." Dabei sei der Qualitätsaspekt zentral: "Jedes Quartal reichen wir Ringversuchszertifikate ein. Die Qualität unserer Leistung gemäß den Richtlinien der Bundesärztekammer wird damit durchgehend durch die Kassenärztliche Vereinigung überprüft. Unsere Honorarzahlungen sind davon abhängig." Zugleich machte Prof. Kramer deutlich, dass die mit der Laborreform verbundenen Abwertungen der Kostenerstattungen von Laboratoriumsuntersuchungen in der beschlossenen Form nicht tragbar seien.

Prof. Mariam Klouche als Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL) bestätigte dies: "Sie haben keine Chance ohne Labormedizin zu wissen, um welche Erkrankung es sich handelt und wie genau diese behandelt werden soll." Die aktuellen regulatorischen Herausforderungen seien belastend für die fachärztlichen Labore: "Für mich als Ärztin ist frustrierend, dass an unseren Leistungen immer herumgeschraubt wird".

Dr. Martin Roskos (Synlab) zeigte am Beispiel der Darmkrebsversorgung auf: "Wir sind sehr nah an den ambulanten Einsendern. Wir können immer gewährleisten, dass sowohl Routine- als auch Notfalldiagnostik sichergestellt werden. Die Labore befinden sich in der Nähe von ambulanten Praxen bzw. sind über unser Logistiksystem so angebunden, dass labormedizinische Untersuchungen und die entsprechende Befundübermittlung jederzeit schnell möglich sind. Die gewachsenen labormedizinischen Strukturen ermöglichen die ambulante und stationäre Gesundheitsversorgung in allen weiteren medizinischen Disziplinen, denn der Großteil medizinischer Entscheidungen basiert auf diagnostischen Analysen und Untersuchungen."

Die Bedeutung des Erhalts des Arztvorbehalts wurde noch einmal von Dr. Michael Müller hervorgehoben: "Aus fachärztlicher, labormedizinischer Sicht ist es wichtig, den Arzt im Zentrum der Versorgung zu halten." Er zeigte auf: "Das Apothekenreformgesetz, aber auch das Gesunde-Herz-Gesetz zeigen, dass es einen Trend gibt, Diagnostik außerhalb des fachärztlichen labormedizinischen Bereichs durchführen zu wollen." Dabei gelte: "Diagnostik gehört überhaupt nicht in die Apotheke", was daran liege, dass die berechtigten Anforderungen an die Qualitätssicherung in der Laboratoriumsmedizin in der Form für Apotheken nicht gelten.